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Presseinformationen

13.09.2012

Palliativpflege neuer pflegerischer Schwerpunkt

Palliativpflege zur Optimierung der Situation von schwerstkranken und sterbenden Menschen. Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende ist bundesweit Vorreiter auf dem Weg zu einer palliativ-orientierten Versorgung von Patienten in einem Akutkrankenhaus.

Jedes Jahr verstirbt in Deutschland die Hälfte der Menschen in einem Krankenhaus. Dennoch ist die Begleitung von sterbenden Patientinnen und Patienten nicht immer optimal. Dies hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sieht die heutige Medizin das Ziel in der kurativen (heilenden) und nicht in der palliativen (lindernden) Versorgung, zum anderen wird das Thema Tod und Sterben oft verdrängt, Angehörige sind meist hilflos und überfordert mit der Situation. Zwar gibt es Hospize oder spezielle Palliativstationen, aber nur ein geringer Anteil der Patienten hat die Möglichkeit, dort versorgt zu werden.

Um die Situation von schwerstkranken und sterbenden Menschen zu verbessern, hat sich das Evangelische Krankenhaus Göttingen-Weende dazu entschlossen, als eines der ersten Krankenhäuser bundesweit Palliativpflege als neuen pflegerischen Schwerpunkt zu etablieren. Damit ist die Göttinger Klinik Vorreiter auf dem Weg zu einer palliativ-orientierten Versorgung von Patientinnen und Patienten in einem Akutkrankenhaus.

Das Pilotprojekt besteht aus innerbetrieblichen Fortbildungen für Pflegekräfte zum Thema Palliativpflege. Ziel ist es, das fachliche Wissen, das pflegerische Können sowie die notwendige innere Haltung aus der Palliativmedizin zu vermitteln. Dabei kommt auch die Alternativmedizin nicht zur kurz. „Weiterhin möchten wir die medizinische und pflegerische Versorgung von onkologischen Patienten unterstützen und einen pflegerischen Beitrag dazu leisten, den diakonischen Auftrag zur Versorgung von schwersterkrankten und sterbenden Patienten zu stärken“, sagt Olaf Hußmann, Pflegedirektor des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende.

Ziel muss es sein, dass das Sterben in Krankenhäusern nicht mehr als Tabuthema angesehen wird“, sagt Hußmann. Neben der Hochleistungsmedizin, die im Weender Krankenhaus geleistet wird und viele Menschen heilt, dürfe man dort aber auch sterben, so Hußmann. Und zwar würdevoll und ohne Schmerzen. Die neuen Kurse umfassen rund 50 Stunden und behandeln u. a. die Themen Schmerztherapie, Tumorerkrankungen, Palliativpflege, Sterbebegleitung, Gesprächsführung und eigene Reflexion. Der Unterricht wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem ärztlichem Bereich, dem Hospiz und der Klinikseelsorge gestaltet. In Kürze soll der Kurs auch für andere Berufsgruppen wie Physiotherapeuten oder den Sozialdienst angeboten werden.

Wissenschaftliche Auswertung durch Berliner Fachhochschule

Weil das Projekt Palliativpflege im Krankenhaus noch sehr selten, wenn nicht sogar einzigartig in Deutschland ist, wurde die neue Fortbildungsreihe im Weender Krankenhaus wissenschaftlich begleitet – mit dem Ziel, die Fortbildung und deren Auswirkung auf die pflegerischen Handlungen im Stationsalltag zu evaluieren, weitere Fortbildungen zu optimieren und die Voraussetzungen für einen angemessenen palliativ-würdevollen Umgang mit Patienten und Angehörigen benennen zu können. Die Leitung der wissenschaftlichen Untersuchung hatte Pflegeprofessorin Dr. Gudrun Piechotta-Henze. Mehrere Studentinnen des Fachbereichs Gesundheits- und Pflegemanagement der Alice Salomon Hochschule in Berlin haben ihre Bachelor-Arbeit über das Thema geschrieben. Das zentrale Ergebnis: Die Palliativpflege-Fortbildungen können ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Professionalität von Pflegefachkräften im Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen sein.

Dies bedarf allerdings einiger wichtiger Voraussetzungen: Ein würdevolles Sterben muss als primäres Ziel individuelle Lebensqualität am Lebensende sicherstellen. Um dies gewährleisten zu können, muss es im Krankenhaus eine sensible und aufgeschlossene Organisationskultur geben, die ethische Grundsätze berücksichtigt. Die Krankenhausleitung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer palliativen Betreuung entwickeln, begleitet von einem hohen Maß an Flexibilität in Organisationsfragen. Weiterhin müssen räumliche, zeitliche und personelle Ressourcen vorhanden sein. „Wichtig sind zudem flache Hierarchien, der regelmäßige Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie ein offener und respektvoller Umgang mit den Betroffenen und ihren Angehörigen“, sagt Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze. Und genau diese Voraussetzungen sind im Weender Krankenhaus vorhanden bzw. sollen in nächster Zeit umgesetzt werden.

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